Gregor schreibt über seinen Start der Fasten für Genießer®-Route in Bad Mühllacken:
Du kannst den Frühling nie zurückhalten …
… so lautet ein Lied von Tom Waits. Und fürwahr, wir können den Frühling nie und nimmer zurückhalten, wenn er sich in und um uns entfalten will. Ich habe den Frühlingsanfang als Start für meine Fastenwanderung zu den Fasten für Genießer® Hotels und Klöstern quer durch Österreich gewählt. Die Route ist nicht fix geplant, vielmehr werde ich mich ganz im Sinne von Antonio Machado, einem spanischen Schriftsteller, aufmachen, der meinte:
„Wanderer es gibt keinen Weg, der Weg entsteht im Gehen.“
Wohin mich die Wanderung in den kommenden Wochen führen wird steht also in den Sternen – ich habe mir bloß einen Freiraum im Leben geschaffen und gehe nun mit einer großen Freiheit in diese Zeit. Begonnen habe ich diese Zeit mit einer inneren Reinigung – um Altes gehen zu lassen und Raum für Neues zu schaffen.
Die Tour startete diese Woche mit einer Fastenwoche im magischen Kneipp Traditionshaus von Bad Mühllacken im oberösterreichischen Donautal. Seit Tagen nähren mich nun Suppen, Säften und Tees und wer noch nie gefastet hat, könnte meinen es handle sich hierbei um Verzicht – doch es ist ganz anders. Bereits als ich am Sonntag direkt vor der Tür des Kurhauses aus dem Postbus hüpfte, spürte ich, dass ich einen ganz besonderen Ort betreten hatte. Umgeben von einer wahrlich malerischen Landschaft, die zu ausgedehnten Spaziergängen einlädt, betreuen hier die ansässigen Marienschwestern seit über hundert Jahren Gäste und verwöhnen sie mit Kneippkuren und kulinarischen Köstlichkeiten.
Ich hätte mir nie gedacht, dass eine Suppe so satt machen kann. Zum Frühstück gibt es einen frisch gepressten Saft, mittags und abends ein oder zwei kleine Teller Suppe und obwohl ich nun seit Tagen faste, hatte ich bisher kaum ein Hungergefühl. Ein kleiner Teller Suppe kann einem wunderbar erfüllen, wenn ich ihn mit der ihm entsprechenden Achtsamkeit und Dankbarkeit esse! Die Suppe ist aus herrlichen biologischen Ingredienzien von Biobauern der näheren Umgebung in stundenlanger, liebevoller Arbeit zubereitet. Serviert wird sie auf einem festlich gedeckten Tisch, sodass mir bei jeder Mahlzeit vorkommt ich wäre zu einem Festbankett geladen. Wir essen im Schweigen, um achtsam zu genießen.
Vor der Fastenwoche dachte ich, der Verzicht auf feste Nahrung würde mich schwächen, aber dem ist nicht so. Ich bin fit, mache ausgedehnte Spaziergänge, zwischendurch gibt es Kneippgüsse, zweimal täglich leitet Schwester Huberta Meditationsrunden und gibt uns spirituelle Impulse. Abends schließe ich den Tag gerne mit einer Saunarunde. Plötzlich eröffnet sich im Fasten die ganze Fülle des Lebens. Entscheidungen, die ich lange mit mir hergetragen habe, sind auf einmal ganz klar und einfach. Alte Weltbilder, die nicht mehr meiner Wahrheit entsprechen verabschieden sich wie von selbst und auf einmal entsteht nicht nur einer innerliche sondern auch eine äußerliche Leichtigkeit.
Unterstützt wird die Fastenwoche in Bad Mühllacken von Kneippanwendungen. Bisher war mir von Kneipp nur das Wassertreten im kalten Wasser und das Armbad im kalten Becken bekannt – gibt es diese Einrichtungen doch immer wieder einmal am Wegesrand, bei idyllischen Quellen, im Wald oder eben auch neben Kurhäusern. Von diesem Angebot habe ich stets gerne Gebrauch gemacht, wenn gleich es anfangs eine Überwindung war, die Füße ins kalte Wasser zu geben, doch im Anschluss an das Bad entwickelte mein Körper von sich heraus immer eine wohlige Wärme. In Bad Mühllacken gehen die Marienschwestern aber viel weiter. Elisabeth Rabeder, die betriebliche Leiterin des Hauses, erklärte mir, es gäbe über 140 verschiedene Kneippanwendungen.
So genieße ich täglich, vormittags und nachmittags eine Kneippanwendung, ob nun den Wechsel Knieguss bei dem die Beine abwechselnd mit warmen und kalten Wasser gespült werden, oder den ansteigenden Leberguss bei dem der Rücken mit zunehmend wärmeren Wasser überströmt wird, um den Entgiftungsprozess der Leber anzuregen.
Zwischendurch wurde ich aber auch einmal von Schwester Leonie in einen herrlich warmen Heusack eingewickelt und so lag ich damit eine Stunde lang selig in meinem Bett. Das Heu wird von einem Waldviertler Bauer in liebevoller Kleinarbeit speziell für das Kneippkurhaus geerntet, sodass es aus einer Vielzahl von Gräsern, Kräutern und Samen besteht. Obwohl ich selbst auf dem Land aufgewachsen bin und im Sommer gerne beim Heuen mit dabei war, habe ich noch nie ein Heu gerochen, das so wunderbar geduftet hat wie jenes im Heusack von Bad Mühllacken – ja es handelt sich wohl um einen wahren Zaubersack und der alleine ist schon wert eine Fastenwoche in Bad Mühllacken zu machen!
Gestern schmierte mit Schwester Leonie noch angerührten Lehm auf meine Wirbelsäule, um die Durchblutung und den Energiefluss anzuregen und heute hatte ich am Vormittag als Höhepunkt der Kneipptherapie den Wechsel Vollguss. Zuerst bekam ich warmes Wasser aufsteigend über den ganzen Körper gegossen, dann folgte das kalte Nass. Dank intensiven Aus- und Einatmens war es halb so schlimm und bald spürte ich vom ganzen Körper eine wunderbare Wärme ausstrahlen. Das kalte Wasser hatte die Durchblutung angeregt. Es folgten noch einmal warm, dann kalt und warm – und dann ab ins gemütliche Bett. Den ganzen Tag über bin ich seither so richtig fit und eine Leichtigkeit trägt mich von Augenblick zu Augenblick.
Nachmittags haben wir noch ein Fastenfest und morgen, ja morgen zum Abschluss gibt es einen Bratapfel zum Frühstück. Er leitet das Ende der Fastenwoche ein. Ich gehe dieser Zeremonie mit gemischten Gefühlen entgegen – ich freue mich zwar auf den Bratapfel und den Start meiner darauffolgenden Wanderung, aber gleichzeitig könnte ich wohl noch tagelang fasten. Ich genieße die geistige Klarheit, ich fühle mich fit und voller Lebensfreude und ich erfreue mich an der Stille und der Auszeit!
Doch morgen geht es wieder einmal zu Fuß in die Welt hinaus. Nach dem besagten Bratapfel werde ich meine Waldviertlerschuhe schnüren, der Rucksack schultern und mit dem kostbaren Lärchenholzwanderstock gen Osten ziehen. Die Inkaschamenen meinen ja, dass es einen Unterschied macht in welche Himmelsrichtung wir gehen, denn wir werden etwas anderes lernen. Der Weg nach Osten ist der Adlerpfad, er wird gemeinhin als der schwierigste von allen Himmelsrichtungen beschrieben, denn es geht dabei darum die gewonnen Erkenntnisse in den Alltag zu integrieren.
Erkenntnisse habe ich einige mitgenommen von der Fastenwoche, vor allem jene, dass ich mir im Alltag meinen Terminkalender nicht mehr so ausfüllen werde – ich werde mir mehr Zeit für die Stille und Kontemplation nehmen, mich auch öfter den tiefen Freundschaften in meinem Leben widmen und noch klarer mein Lebenspotenzial erkennen und leben… das wären ja schon einige Aufgaben, die ich nun in mein Leben integrieren möchte und deswegen freue ich mich ganz besonders aufs Gehen und bin gespannt was daraus entstehen wird. Wanderer es gibt keinen Weg, der Weg entsteht im Gehen…