Spaghetti aglio e olio

Das sollte eigentlich einfach sein: Nudeln mit Olivenöl und Knoblauch, ein „arme Leute Essen“. Kompliziert wird es erst, wenn man versucht, es wirklich gaaaanz richtig zu machen. Wertgebende (Vitamine, Mineralstoffe…) und wertmindernde (Schadstoffe) Substanzen, Regionalität, sachgerechte Zubereitung… all das kann man einschätzen und je nach persönlicher Schwerpunktsetzung gewichten, um eine „richtige“ Entscheidung zu treffen. Interessant ist auch ein Blick auf die Preisgestaltung: so kostet österreichischer Bioknoblauch mehr als italienischer bzw. spanischer, trotz des längeren Transportweges. Aber hier kann/soll der/die KonsumentIn ein Zeichen setzen: ja, wir wollen die heimische Landwirtschaft unterstützen und das ist uns was wert.

Allora – Also:

Spaghetti:
Die Auswahl ist riesig und gibt zu vielerlei Überlegungen Anlass.
Weißmehl oder Vollkorn:

Eine häufig geäußerte Überlegung ist, dass Schadstoffe, die über die Umwelt/“Spritzmittel“ von außen auf die Getreidepflanze treffen, beim Weißmehl in geringerem Maß zu finden seien. Bedauerlicherweise gibt es aber auch Schadstoffe (z. B. aus Düngemitteln), die über die Wurzeln aufgenommen werden und in der ganzen Pflanze gleichmäßig verteilt sind (è vero – das stimmt!). Das Abschälen der Randschichten bedeutet zudem einen GROSSEN Verlust an Vitaminen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen; also an Substanzen, die in vielfältiger Weise für den reibungslosen Ablauf unseres Stoffwechsels unverzichtbar sind und uns schützen können. Die Kosten-Nutzenrechnung weniger Schadstoffe aber auch weniger Unterstützung für unser Immunsystem spricht also eindeutig für Vollkorn; sogar wenn dieses nicht aus biologischem Anbau stammt. Somit wird auch schnell klar, dass Bio nicht automatisch bedingungslos empfehlenswert ist: denn den Bio-Weißmehlspaghetti fehlen die wertgebenden Inhaltstoffe der Randschichten. (Che casino – Was für ein Durcheinander)

Preise: Spaghetti Bio Weißmehl: € 0,99, Spaghetti Vollkorn (konventioneller Anbau): € 0,99,
Spaghetti Biodinkelvollkorn: € 1,49

Knoblauch:
Zunächst fällt auf, dass Knoblauch aus österreichischer Produktion (egal ob bio oder konventioneller Anbau) im Supermarkt (auch im Biosupermarkt) echt schwer bis gar nicht zu finden ist (ma dai – ach komm!). Knoblauch aus Italien, Spanien oder China ist Standard. Eine „Delikatesse“ für sorgfältige LeserInnen der Produktdeklaration: Knoblauch aus Spanien ist mit dem Hinweis „abgepackt in Italien“ letztendlich in Österreich angekommen. Einzige Ausnahme: Knoblauch von einem prominenten burgenländischen Hersteller, biologisch produziert, aufwändig verpackt und dementsprechend kostspielig.

Preise (250 g): Konventionell: Italienisch: € 1,49, spanisch: € 1,25, Chinesisch: € 2,39
Bioanbau: österr. € 5,32, ital./span. € 3,73

Olivenöl:

Hier möchte ich weniger die Produktqualität (Nativ, Extra vergine…) diskutieren, sondern eine häufig gestellte Frage beantworten. Darf man kaltgepresstes Öl erhitzen? Ja, darf man, sofern das Öl nicht so heiß wird, dass es raucht, man also den sog. Rauchpunkt eines Fettes nicht erreicht bzw. überschreitet. Beim Anschwitzen des Knoblauchs sollte man also umsichtig vorgehen (d’accordo – einverstanden?).

Noch ein abschließender Tipp zur fachgerechten Zubereitung: den feinsten Geschmack erhält man, wenn der Knoblauch NICHT gepresst, sondern geschnitten wird. Das Aroma von goldgelb angeschwitztem Knoblauch ist unvergleichlich delikater als bei gepresstem Knoblauch.

Tutto a posto – Alles klar?
Buon appetito con pasta deliziosa.


Martin Taubert-Witz