Auf Verzicht kann ich verzichten.

Die Zeit vor Ostern bietet eine wirklich große Auswahl an Angeboten zum Verzichten: auf’s Auto (Autofasten), auf Süßigkeiten, auf Fleisch…

Diese Zeit ist mit dem Osterfest schlagartig zuende: mit dem Auto und einem Korb voller Süßigkeiten und Osterschinken zur Osterfeier fahren, froh darüber, dass diese Zeit des Verzichts (endlich) zuende ist?!?

Wenn mit dieser Phase des Verzichts (40 Tage?) das Recht auf ungehemmten Konsum (restliche 325 Tage des Jahres) erkauft wird ist meines Erachtens wenig gewonnen und die Fastenzeit einer großen Erlebnischance beraubt.

Was ist die Alternative? Vielleicht helfen Gedanken aus dem Bereich „Achtsamkeit“ weiter. Hier geht es u. a. um bewertungsfreies Erleben. Statt „Ich erlebe mich als starker Charakter, der auf etwas verzichten kann“ intensiver spüren: „wie geht es mir beim verstärkten Zufußgehen/Öffisbenutzen, schmeckt mir vegetarisches Essen?“

Wenn ich die im Alltag vielleicht etwas vernachlässigten Alternativen verstärkt praktiziere und bewusst wahrnehme/erlebe, eröffnet sich die Chance, Pläne für eine entspannte Lebensstilveränderung vorzunehmen. Aus dem Gefühl heraus: das tut mir gut, gefällt mir. So gelingt ein Einstieg in ein bewegteres, ernährungsbewussteres Leben sicher leichter. Die Vorstellung „Ich soll nicht/ich verzichte“ ist selten von längerer Dauer, weil stark negativ besetzt. „Ich brauche nicht, es geht mir auch gut, wenn…“ ist ein viel charmanterer Maßstab. Vor allem dann, wenn er in kleinen Schritten dauerhaft (>325 Tage) praktiziert wird. Wenn diese Trendumkehr gelingt, kann ich vollkommen entspannt und ohne schlechtes Gewissen auch mal „daneben greifen“, faulenzen und mir Marzipan (meine persönliche Lieblingssüßigkeit) gönnen.

In diesem Sinne:
Bonne chance, good luck, viel Glück für Ihre restliche Fastenzeit.

Beitrag von Martin Taubert-Witz, Lehrgangsleiter der ggf Fastenakademie